Wie in den letzten vier Jahren, führen wir auch dieses Jahr unsere Interview-Serie fort. Wir stellen dieses Mal zwei Personen vor, die hauptsächlich als tüchtige Vorbereiter der Theatersaison mehrheitlich im Hintergrund aktiv und sehr wichtig für unseren Verein sind. Es sind unsere Bühnengestalter Pius Niederberger und Sepp Ineichen.
Pius und Sepp, wer seid ihr?
Pius Niederberger: Ich bin Schreiner mit Leib und Seele, wohne mit meiner Familie in Unterägeri und unterstütze theater unterägeri als Bühnenmacher. Diese Aufgabe gibt mir viel Gestaltungsfreiraum, der mir sehr wichtig ist. Sie ist nicht zu verwechseln mit dem Bühnenchef, denn der Bühnenchef und gleichzeitig Mitglied des Vorstands ist Werni Müller.
Sepp Ineichen: Ich bin seit eh und je Maler und seit ca. 40 Jahren Kulissenmaler in Unterägeri. Für die Kulissen erlernte ich speziell eine bestimmte Maltechnik. Sie nennt sich Graumalerei. Damit erreicht man eine effektvolle Darstellung von Licht und Schatten. Allein mit Hell-Dunkel-Werten kann ich so eine unglaubliche Reliefwirkung und räumliche Tiefe erzeugen.
Ihr seid die kreativen Köpfe unserer Bühne. Was genau ist eure Arbeit
Pius: „Ich bin im Jahr 2013, dem Jahr nach der Freilichtaufführung „Jedemaa“, zum theater unterägeri gekommen. Werni Müller, der Bühnenchef, hatte mich angefragt, die Aufgabe zu übernehmen. Ich hatte keine Ahnung von meiner zukünftigen Arbeit. Darum ging ich in die Ägerihalle und liess mir erklären, was von mir verlangt werde. Danach entstand das erste Modell für das Stück „Der nackte Wahnsinn“ und am Schluss die drehbare Bühne.
Sepp: Vor einigen Jahren, das war noch in der Zeit, als wir in der Aula aufführten, war ich schon selbst Bühnenchef und entwarf in dieser Zeit mit einem kleinen Team die Bühne für theater unterägeri. Nun bin ich für die farbliche Gestaltung und die Anweisungen für die Maler-Helfer in der Kulissenmannschaft zuständig.
Wie läuft denn eure Arbeit bei der Bühnengestaltung so im Detail ab?
Pius: Zuerst bespreche ich das Thema und die Bühnen-Ideen mit der Regie und dem Bühnenchef. Im Textbuch ist die Bühne meistens beschrieben, was uns hilft, dass wir uns die Bühne besser vorstellen können. Danach erstelle ich während ca. 3 – 4 Wochen ein massstabgetreues Modell aus Holz. Das Modell erstelle ich, um sicherzustellen, dass wir alle von der gleichen Vorstellung sprechen. So ist die Arbeit mit Modellen im theater unterägeri entstanden und hat bis heute Bestand. Diese kreative Zeit läuft nicht immer gleich gut ab. Ich brauche da im Kopf Zeit für die Entwicklung. Und wichtig ist in dieser Zeit der regelmässige Abgleich mit dem Bühnenchef und der Regie. Sobald das Modell fertig gestellt ist, kommt Sepp ins Spiel.
Sepp: Es hängt stark davon ab, in welcher Zeit und in welcher Gesellschaft das Stück spielt. Dazu helfen mir meine Erfahrungen und speziell auch meine Beobachtungen, die ich in anderen Theatern und immer wieder bei speziellen Räumen gemacht habe. Für mich ist es wichtig, dass ich zum Stück authentische Vorschläge machen kann und diese Akzeptanz finden. Meine Farb- und Strukturvorschläge zeichne ich dann direkt auf das Modell.
Pius: Nach der Absegnung durch die Regie wird das Modell den Schauspielern präsentiert, damit diese sich das Bild mit den Abläufen, Türen-Positionen, evtl. Treppen usw. vorstellen können. Nach diesem Schritt fühle ich mich dann viel wohler, weil ich weiss, was zu tun ist.
Dann geht es an die Umsetzung. Wir suchen aus Kulissenbeständen der Vorjahre die passenden Elemente aus und bauen fehlende Elemente dazu. Danach grundieren wir die Elemente meist zwischen Weihnachten und Neujahr. Dabei bin ich jedes Jahr dankbar für die Flexibilität unserer Kulissenmannschaft die unter Anweisung von Sepp diese Arbeiten erledigt. Die dekorativen Feinheiten macht am Schluss Sepp.
Zum Probeweekend kommt dann die erste Bewährungsprobe, ob die Bühne passend montiert werden kann. Dabei ist dann zum Teil doch noch ein Fuchsschwanz oder das andere für Korrekturen nötige Werkzeug wichtig. Flexibilität darf hier Platz haben und kleinere Fehler werden verziehen, weil die Zuschauer fast 10 Meter und mehr von der Bühne weg sitzen.
Was hat sich in den letzten Jahren für euch wesentliches verändert?
Sepp: Im Prinzip nicht so viel. Früher waren es Stoff-Kulissen, heute sind es Sperrholzplatten. Sperrholz ist teurer, hat jedoch den Vorteil, dass es mehrmals und einfacher bemalt werden kann. Die Grösse der Räume war in vielen Jahren für die Kulissengestaltung sehr eng. Manchmal mussten wir den Raum mit anderen Vereinen teilen und in der Ägerihalle war der Kulissenraum nicht wirklich geeignet.
Pius: Glücklicherweise können wir seit 2013 in der Schreinerei von Job Müller arbeiten. Da stimmt einfach alles für uns.
Welche Bühne war denn für euch so die herausforderndste und warum?
Sepp: Am meisten Arbeit hatten wir malerisch für das Stück „Der eingebildete Kranke“ im Jahr 1988, wo ein Barockzimmer mit richtigen Tapeten nachempfunden werden musste.
Pius: Beim Bau hatte ich bisher keine speziellen Herausforderungen. Das hängt vermutlich damit zusammen, dass mir diese Arbeit so viel Freue bereitet und ich dabei jede Herausforderung gerne annehme. Einzig bei der ersten Treppe musste ich mich genauer orientieren, weil ich als Schreiner bisher keine Treppen fertigen musste. Doch die Gewährleistung der Sicherheit ist immer eine Herausforderung.
Gibt es eine lustige Episode aus der Vergangenheit, die ihr uns verraten wollt?
Wir von der Bühnenmannschaft denken uns für die Derniere manchmal kleinere Scherze aus. Dabei darf aber der Ablauf des Stücks nicht massgeblich gestört werden. Solche Scherze waren zum Beispiel ein süsses Getränk, das mit Bittertropfen beim Trinken nicht mehr so geniessbar war oder eine normale Zimmertür, die mit einem Herzausschnitt plötzlich wie eine WC-Tür ausschaute. Den Scherz mit dem mit Steinen gefüllte Grabstein hat uns Werni Müller im Stück „De Geischt im Gmeindshus“ leider vermiest. Er hat es zuvor bemerkt.
Was gefällt euch besonders am Verein theater unterägeri?
Pius: Ich habe mit dem theater einen lässigen Verein für mich gefunden, für den ich im Jahr während einer begrenzten Zeit aktiv sein kann. Wir haben einen sehr kameradschaftlichen Umgang und ich konnte mit Sepp eine gute Zusammenarbeit aufbauen, was ich sehr schätze. Obwohl Werni Müller mich für diese Aufgabe regelrecht überreden musste, bereue ich meinen Entscheid überhaupt nicht.
Sepp: theater unterägeri ist heute eine aufgestellte Truppe von der Regie, über die Schauspieler bis zur Bühnenmannschaft. Die Stimmung ist locker und das gefällt mir für die Zusammenarbeit.
Wollt Ihr uns sonst noch etwas mitteilen?
Sepp: Tragt Sorge zueinander, weil die Arbeit im Verein Spass machen soll und aktuell auch wirklich Spass macht. Ich bin glücklich dabei zu sein. Pius fragt mich regelmässig „Wie lange wirst du noch dabei sein Sepp?“. Meine Antwort: „So lange ich mag und es Spass macht“.
Pius: Danke für die Flexibilität der Bühnenmannschaft. Bei einem Aufruf sind schnell viele Leute da um zu helfen. Ich habe eine gute Truppe mit vielen unterschiedlichen und wertvollen Fähigkeiten.
Danke für das Interview...
Pius und Sepp, herzlichen Dank für das Interview. Wir wünschen Euch viel Spass und Erfolg bei der Gestaltung der neuen Bühne zum Stück „Grobe Unfueg“.
Das Interview führte Andreas Bienz, Webmaster theater unterägeri