Beat H. Bürgi - unser Regisseur bis 2017

Das Presse-Team von thater unterägeri hat unseren langjährigen Regisseur Beat H. Bürgi zu seiner Tätigkeit als Regisseur interviewt. Ihr findet hier seine Antworten zu unseren Fragen.

Beat, wer bist du? Erzähle uns bitte etwas über dich und deine Familie

Ich bin ein echter Eidgenosse, das 7. Kind einer Grossfamilie (1 Mädchen und 7 Buben) und habe eine Familie mit zwei Söhnen und drei Grosskindern. Verheiratet sind meine Frau Annemarie und ich seit 43-Jahren.

Ich besuchte die Schulen in Bennau und Freienbach, erlernte den Beruf als Tiefbauzeichner mit anschliessenden Weiterbildungen mit Abschluss an der TS in Rapperswil, HWV Luzern und in Winterthur für Abfallbewirtschaftung und Verwaltungs- und Baurecht. 

Seit wann bist du Regisseur beim theater unterägeri?

Seit 1974. Ich wurde an der Einwohnergemeinde Unterägeri als Gemeindetechniker angestellt. Ich sah die Aula und fragte beim damaligen Gemeindepräsidenten Andreas Iten nach, ob es im Dorf eine Theatergruppe gäbe. Er sagte mir, dass es eine Theatergruppe Unterägeri (TGU) gäbe, die aber seit rund 12 Jahren nur bei anderen Vereinen mitmache (1-Akter und ähnliches). Wir entschieden uns eine Theatergruppe zu gründen, machten ein Inserat „Gründung Hobbybühne Unterägeri“ mit Treffpunkt im Rest. Ägerihof. Wir erwarteten rund 10 Personen, es kamen aber rund 40 Personen darunter auch viele ehemalige. Es wurde beschlossen, dass die TGU bleiben soll. Martin Perez wurde als Präsident und ich als Regisseur gewählt.  So blieb ich in der TGU  seit 1974 hängen, mit einem kleinen Unterbruch.

Kannst du uns etwas über deine Theater-Karriere erzählen, bevor du Regisseur beim theater unterägeri wurdest?

Schon in der Schulzeit war ich fasziniert von Gedichten und Theatern. In der Sekundarschule hatte ich einen sehr guten Deutschlehrer der auch Schultheater unterrichtete. Ich bekam immer eine der Hauptrollen und er förderte mich. Ich spielte schon früh in verschieden Theatern u.a. In Pfäffikon / Freienbach / Einsiedeln, etc. In folgenden Stücken hatte ich eine grössere Rolle z.B. Unsere kleine Stadt / Der Gefangene / Ein Inspektor kommt (Hauptrolle) usw.

1971 übernahm ich die Regie in Schindellegi. Dann  besuchte ich div. Theaterkurse (Wochen- od. Wochenendkurse) in Biel / Buochs / Chur / Luzern und weitere.

Was fasziniert dich am Regie führen im Theater?

Besonders, eine Geschichte lebhaft auf die Bühne zu bringen, Interessierte auszuwählen und sie in eine Rolle einzuführen um diese möglichst zu erleben und darzustellen. Die Figur zu erkennen und darzustellen, die Handlung umzusetzen, Konflikte zu lösen, gegebene Umstände umzusetzen und den Text gut rüber zu bringen. 

Was sind deine Hauptaufgaben als Regisseur, bis zur Derniere eines Theater-Stücks?

Die Regie braucht ein Konzept für das Stück in Zusammenarbeit mit den Darstellern, dem technischen Personal, der Bühnenmannschaft, mit der Verantwortlichen für die Maske, Kostüme etc. Ich muss mir das Bühnenbild vorstellen und skizzieren können und ich plane es mit der Bühnenmannschaft.

Dann muss ich die Rollen auf die entsprechenden Personen optimal verteilen und mit ihnen einüben (Verhalten, Bewegungen, Mimik und Gesten etc.). Dabei arbeite ich nach den Prinzipien "Erlernen durch Handeln", "Begreifen durch Erleben" und "Verstehen durch beobachten des anderen und sich selbst". Ich iniziere das Spiel, die Rollen und fordere die SpielerInnen, sich in eine andere Person zu versetzen und zu spielen.

Dabei spielt die Auseinandersetzung mit Theaterliteraturen eine ebenso wichtige Rolle, wie die Erfahrungen eigenen Spielens und die Vermittlung von Fähigkeiten, gemeinsam mit den Darstellern den Probenprozess kreativ und zielgerecht zu gestalten. 

Wie hiess das erste Stück, bei dem du beim theater unterägeri Regie geführt hattest?

Oh, daran kann mich noch gut erinnern. Das war der Schwank „S'nü Stürgsetz“.

Welches Theater-Stück mit dem theater unterägeri war für dich das schönste Erlebnis und wann war das?

Jedes Stück hat etwas besonderes und bleibt in Erinnerung. Zu dieser Frage muss ich doch verschiedene Stücke erwähnen.

  • Jedermann, Hofmannsthal,  Freilichttheater vor der Kirche 2011
  • Katharina Knie , v. K. Zuckmayer, Freilichtheater im Birkenwäldli 1989

Auf der Bühne:

  • Lumpacivagabundus v. Nestroy
  • Der Talismann
  • Einen Jux will er sich machen, v. J. Nestroy (M. D Weingartner)
  • Diener zweier Herren, v. Carlo Goldoni
  • Der eingebildete Kranke, Moliere
  • Der nackte Wahnsinn
  • Der Schaukelstuhl
  • Schatz do bini

und einige mehr...

 

Was Schätzt du am theater unterägeri besonders?

Wir haben einen guten Zusammenhang, achten und schätzen uns gegenseitig. Das theater unterägeri lässt einen wirken und ist bereit auch Risiken einzugehen. 

Das diesjährige Stück heisst „nid ganz hundert“.

Warum hast du genau dieses Stück vorgeschlagen? Was ist speziell daran?

Alle Jahre darf ich für ein passendes Stück ca. dreissig Stücke lesen oder schnuppern. Es gibt Zeiten da geht die Entscheidung schneller oder eben nicht. Der Vorstand und einige Mitspieler/Innen unterstützen mich beim Lesen und bei der Auswahl. Unsere Präsidentin Bernadette Santschi machte mich auf dieses Stück aufmerksam und wir beide fanden das Stück von Winnie Abel sehr lustig, lebhaft und ein wahnwitziges Verwechslungsspiel. Als ich noch die verschiedenen Rollen mit den richtigen Personen besetzen konnte, war das Stück „nid ganz hundert“ gesetzt.

Was sind die besonderen Herausforderungen bei diesem Stück?

Das Stück spielt in einer Psychaterie-Wohngruppe. Kurz: wie empfängt man Besuch in einer Irrenanstalt, ohne dass der Besuch merkt, dass man in einer Irrenanstalt lebt. So ist die Herausforderung gross die Personen in die verschiedenen Rollen einzuleben und die nicht einfachen Rollen zu spielen. Es ist eine mitreissende Komödie mit unglaublichen sympathischen-spleenigen Figuren. Das reizte mich. Übrigens ist das Stück eine Schweizer Erstaufführung.

Was wünschst du dir ganz persönlich für diese Theater-Saison?

Ich wünsche mir eine gute Produktion und eine gute Gesamtleistung des ganzen Teams. Ich will mit der ganzen Gruppe das Publikum begeistern und zum Lachen bringen und möglichst für eine gute Stimmung sorgen. Doch besonders wünsche ich mir ganz viel Publikum.

Wie siehst du deine Zukunft beim theater Unterägeri. Was willst du in der nächsten Zeit noch erreichen?

Ich liebe und schätze das Ägerital und wenn das „theater unterägeri“ mich nicht weg schickt, dann hätte ich schon noch 2- 3 - ... Ideen und Vorstellungen. Morgarten hat mich neu motiviert!

Zum Schluss sag uns einfach, was du gerne noch sagen willst!

Ich danke, dass ich dieses Hobby so lange in Ägeri ausführen durfte. Danke allen die mich unterstützten und an mich glaubten.

Der grösste Wunsch wäre, dass das theater unterägeri ein eigenes Theaterhaus bekäme wo sie frei planen und wirken könnten und nicht immer umher geschoben würden. In anderen Zuger Gemeinden werden dem Dorftheater wie den anderen Dorfvereinen Zeiträume frei gehalten und nicht soviel Steine in den Weg gelegt. Vermutlich bleibt es aber beim Wunsch. Die Aegerihalle wurde als erstes für die Dorfvereine geplant und gebaut. Nun haben fremde Gruppen etc. mehr Priorität; schade!

Ich danke für das Gespräch.

Danke Beat...

Lieber Beat, danke für dieses offene Interview und für deine ehrlichen Antworten. Wir wünschen dir und deinem Team eine erfolgreiche Theater-Saison mit dem Stück "Nid ganz hundert" und nätürlich ganz besonders viel Publikum.

 

Das Interview führte Andreas Bienz, Webmaster theater unterägeri